Limited in Deutschland - die Limitedwelle (2002 bis 2021)

In den Jahren 2001 und folgende kamen einige Entwicklungen zusammen, die zu einer spürbaren Limitedwelle in Deutschland führten:

  • In später Folge auf die EuGH-Entscheidung daily mail aus dem Jahr 1988 ergingen in 2000 die Entscheidung Übersse-Ring und in 2003 die Entscheidung Inspire Art. Aus diesen Entscheidungen des EuGH war (endlich) abzuleiten, dass eine in einem EU-Mitgliedsstaat rechtskonform gegründete Gesellschaft unter Beibehaltung ihres dortigen Registersitzes in jedem anderen Mitgliedsstaat ihren Verwaltungssitz verlegen kann. Infolgedessen stand als zulässig fest, dass eine in UK gegründete britische Limited mit einem dortigen registered office und einem Verwaltungssitz an ihrer Zweigniederlassung in Deutschland geführt werden kann.
  • Zahlreiche kleinere Unternehmen waren zum Ende des letzten Jahrtausend in eine Schieflage geraten. Es wurde nach Möglichkeiten gesucht, günstig mit dem Aufbau einer neuen Existenz beginnen zu können.
  • Ein deutscher Unternehmensberater hatte es sich vorgenommen, mit seiner damaligen Agentur Go Ahead die Limited in Deutschland stark zu machen.
  • Während eine deutsche GmbH eines notariellen Gründungsaktes bedarf, kann die Limited sehr bequem zu in der Regel eher überschaubaren Pauschalpreisen - allerdings dann nur mit einer standardisierten Satzung etc. - über eine Gründungsagentur online innerhalb von manchmal wenigen Stunden errichtet werden.
  • Es gab noch keine Möglichkeit zur günstigen Gründung einer UG (haftungsbeschränkt) als kleiner Vorstufe zur GmbH. (Die Einführung dieser Vorstufe ist stattdessen eher direkt auf den damaligen Limited-Boom zurück zu führen.)

Der Boom ist etwa ab 2010 spürbar abgeebbt.

Dem Vernehmen nach sind in der Zeit ab etwa 2002 mehr als 30.000 Limiteds mit Geschäftstätigkeit ausschließlich in Deutschland ("Deutsche Limiteds") errichtet worden. Ein großer Teil dieser Gesellschaften ist inzwischen durch Insolvenz oder anderweitige Auflösung aus dem Markt verschwunden.

Viele der damaligen Limiteds waren aber noch lange in Deutschland aktiv.

Eine Art Schlussstrich der "deutschen Limited", also der in UK gegründeten Limited, die ausschließlich in Deutschland tätig waren und hier ihren Geschäftssitz hatten, wurde durch den Ausstieg des UK aus der solidarischen Staatengemeinschaft EU gezogen, dem sogenannten Brexit.

Mit dem Wirksamwerden des Brexit am 01.01.2021 wurde den deutschen Limiteds über Nacht die Legitimation entzogen, in Deutschland als europäische Kapitalgesellschaft im Sinne der Europäischen Verträge zulässig tätig zu sein. Die Limiteds wurden auf den Status einer Drittlandsgesellschaft gesetzt, wie dies auch bei Gesellschaften beispielsweise aus Liechtenstei, der Schweiz oder Südafrika der Fall ist.

Das besondere ist hier, dass eine Statusänderung über Nacht eintrat. Das gab es noch nie und es war neu, wie die deutsche Verwaltung damit umgehen würde. Zahlreiche deutsche Unternehmer haben die von ihnen geführten Limiteds bis zum Endtermin in deutsche Rechtsformen überführt. Es gab aber einige, die die Brisanz der Situation nicht verstanden hatten/ wahr haben wollten. Für sie bedeute der Brexit dann auch mit Blick auf das eigene Unternehmen den Beginn einer recht komplexen Umstellung.